Von Räubern, Graugnomen und Rumpelwichten
Ein Räuberhauptmann hat es nicht leicht, wenn die eigene Sippe gegen einen ist, muss schon mal ein Machtwort gesprochen werden. Und das tut Mattis, dargestellt von Siegfried Kadow, auch mit
seiner Räubertochter Ronja. Katrin Hansmeier, die so gar nicht den Plänen ihres Vaters folgen will und sich weigert, eine Karriere als Räuber anzustreben. "Ronja Räubertochter"- eine Geschichte
die sich um zwei verfeindete Räubersippen dreht und das Romeo-und-Julia-Motiv aufgreift. Ronja und Birk, die Kinder der beiden Familien, freunden sich an, was denen gar nicht gefällt.
Regisseurin Franziska Ritter hat die Geschichte liebevoll umgesetzt. Sie versteht es die Zuschauer in den Bann der Räuber zu ziehen. Denn diese wachsen einem wirklich ans Herz. Eine große Klappe,
manchmal ein wenig ängstlich und ein bisschen durcheinander, aber durchaus liebenswert. Rumpelwichte, Wilddruden und Graugnome, die auf einer anderen Ebene als Antagonisten wirken, sind
wundervoll kostümiert. Sie erscheinen dem Zuschauer als Fabelwesen einer anderen Welt.
Die Inszenierung verzichtet vollständig auf pompöse Bühnenbilder. Die Burg, die vorwiegend Ort des Geschehens ist, muss sich der Zuschauer schon in seiner Phantasie ausmalen. Dafür wirken die
meist blauen leuchtenden Farben im Kontrast zu roten Tönen und den verschiedenen Lichteffekten doppelt.
Das Stück besticht aber ebenso durch die hervorragenden Leistungen der Schauspieler. Wenn Katrin Hansmeier auf der Bühne Frühlingsschreie loslässt, ihre Mutter Lovis, Andrea Stache-Peters, ihre
Männer zum Baden drängt oder Borkas Sohn Birk, Eugen Krößner, von Ronja eins auf die Nase bekommt, ist ihnen die Sympathie des Publikums sicher. Wenn das Publikum dann noch zum größten Teil aus
Kindern besteht, kann der erwachsene Zuschauer sogar Theater "interaktiv" erleben. Denn Kinder lassen ihren Gefühlen freien Lauf. Sie lachen laut, klatschen mittendrin, wenn wenn sich die
Räubersippen vertragen, stehen schon mal auf, wenn sie eine Schnecke auf dem Boden nicht sehen können und geben honreißende Kommentare von sich: "Gib ́s ihm" schreien sie oder "Selber
Hosenschisser", wenn Räuberhauptmann Mattis sich mal wieder über seinen Erzfeind Borka, Eckhard Doblies, auslässt. Am Ende und das dürfte für die Schauspieler gar das Schönste sein, verlangen die
Kinder vor lauter Begeisterung sogar noch eine Zugabe..
Norddeutsche Neueste Nachrichten
Katja Lembke